Es gibt viele Wege, Hunde zu ernähren. Jeder davon hat seine Berechtigung, seine Vorteile – und auch seine Schattenseiten. Füttern ist keine Glaubensfrage. Doch manchmal lohnt es sich, innezuhalten und neu zu betrachten, ob industriell gefertigtes Trockenfutter wirklich das ist, was einem treuen Gefährten auf vier Pfoten dauerhaft guttut.
Ein persönlicher Standpunkt
Nur selten ist eine Überzeugung so klar wie diese:
Ein dauerhaftes Leben auf industriell hergestelltem Trockenfutter, angereichert mit synthetischen Vitaminen und anorganischen Mineralstoffen, kann keine gesunde Grundlage für einen Hund sein.
Wie es zu dieser Haltung kam, ist eine Geschichte, die in die Vergangenheit führt – in die Zeit, in der moderne Tierernährung überhaupt erst entstand.
Ein Blick in die Geschichte
Nach dem Krieg galt es, Nahrungskonkurrenz zum Menschen zu vermeiden. Nutztiere sollten mit kostengünstigen Rohstoffen ernährt werden, um die Bevölkerung mit Milch, Fleisch und Eiern zu versorgen.
Dazu griff man auf synthetische Vitamine, anorganische Mineralstoffe und industrielle Nebenprodukte zurück. Ziel war Leistung – nicht Langlebigkeit.
Die Bedarfswerte für Nährstoffe wurden damals aus Versuchen mit Rindern, Schweinen und Hühnern abgeleitet und später auf den Hund übertragen – ohne Rücksicht auf dessen biologische Besonderheiten.
Diese Werte beruhen auf synthetischen Stoffen, deren Bioverfügbarkeit weit unter der von natürlichen Nährstoffen liegt. Ein einfaches Beispiel: Natürliches Vitamin C wird vom Körper weitaus besser aufgenommen und verwertet als künstlich hergestelltes.
Zahlen, Werte und industrielle Interessen
Organisationen wie NRC, AAFCO oder FEDIAF, deren Richtlinien für Hundefutter weltweit maßgeblich sind, stützen sich auf Daten, die zu großen Teilen aus der Futtermittelindustrie selbst stammen.
Die vorgeschriebenen Tierversuche sind minimalistisch: Sechs Hunde über sechs Monate – stabile Blutwerte, kein Gewichtsverlust – das reicht, um ein Futter als „geeignet“ zu deklarieren.
Die Bedarfswerte unterscheiden sich je nach Institut teils erheblich und beruhen auf synthetischen Grundlagen. Sie geben Mindestmengen vor, die täglich erreicht werden sollen – eine statische Sichtweise auf ein Lebewesen, dessen Bedürfnisse sich ständig verändern.
Vom Wolf zum Wegbegleiter
Auch wenn der Hund vom Wolf abstammt, ist er längst kein Wolf mehr. Über Jahrtausende hat er sich an die Nähe des Menschen und an dessen Lebensumstände angepasst.
Er kann heute Kohlenhydrate besser verwerten als seine wilden Vorfahren – doch das bedeutet nicht, dass sein Futter zu mehr als der Hälfte aus Getreide bestehen sollte.
Ein Hund bleibt ein Beutetiergreifer – ein Fleischfresser, der auch geringe Mengen an pflanzlicher Kost verdauen kann, aber keine Trockennahrung braucht, die zu großen Teilen aus Stärke, Füllstoffen und synthetischen Zusätzen besteht.
Wie Trockenfutter entsteht
Die industrielle Herstellung erfolgt über zwei Verfahren – das Extrusionsverfahren oder das Pelletierverfahren.
Beim Extrusionsverfahren wird die Futtermischung auf bis zu 200 Grad erhitzt, um die Stärke aufzuschließen. Diese Hitze zerstört jedoch Vitamine, Enzyme und empfindliche Nährstoffe. Das Produkt ist am Ende ernährungsphysiologisch tot. Anschließend wird es mit künstlichen Vitaminen, Fetten und Eiweißverbindungen besprüht, um es wieder „nährstoffreich“ und haltbar zu machen.
Das Pelletierverfahren arbeitet bei deutlich geringeren Temperaturen (rund 70 Grad). Dadurch bleiben mehr natürliche Inhaltsstoffe erhalten. Auf ein künstliches Coating kann verzichtet werden. Dennoch gehen auch hier wertvolle Bestandteile verloren, und der Hund muss vermehrt Wasser aufnehmen, um das Futter zu verdauen – ein nicht zu unterschätzender Punkt.
Im Vergleich ist das Pelletierverfahren die schonendere Variante, aber auch sie bleibt nur ein Kompromiss zur natürlichen Ernährung.
Der gesunde Menschenverstand
Wären Trockenfutterbröckchen wirklich das Nonplusultra, säße wohl auch der Mensch längst vor einer Schüssel voll Presslinge. Auch Menschen greifen zu Fertigprodukten – und auch hier steigen ernährungsbedingte Erkrankungen seit Jahrzehnten.
Einzelne Hunde werden alt, trotz Trockenfutter – und das ist wunderbar. Doch die Gesamtheit zeigt ein anderes Bild: Stoffwechselstörungen, Allergien, Zahnprobleme, Übergewicht und Nierenleiden nehmen zu.
Das ist kein Zufall.
Ein Blick in die Zutatenliste
Manche Begriffe auf Futtersäcken klingen harmlos – oder unverständlich. Ein paar Beispiele:
- Lignozellulose – schlicht Holzfaser. Nicht giftig, aber kein Nahrungsmittel. Der Hund kann sie nicht verdauen.
- Rübentrockenschnitzel – ein Nebenprodukt der Zuckerindustrie, oft mit Zuckerresten. Als Füllstoff gedacht, aber ernährungsphysiologisch wertlos.
- Getreide und Mais – billige Energiequellen, schwer verdaulich, mit ungünstigem Aminosäureprofil. Mais kann zudem den Serotoninspiegel senken und Antrieb sowie Stimmung beeinträchtigen.
Je mehr Begriffe auf einer Zutatenliste fremd wirken, desto weiter entfernt sich das Produkt von natürlicher, artgerechter Ernährung.
Zahnpflege durch Trockenfutter?
Ein weit verbreiteter Irrtum.
Trockenfutter ist viel zu weich, um Beläge zu lösen, und seine Inhaltsstoffe fördern sogar Zahnbelag. Auch synthetische „Zahnpflege-Snacks“ enthalten häufig Zucker oder Getreide – ein Widerspruch in sich.
Der Preis der Bequemlichkeit
Billigfutter kann sich nur durch billige Rohstoffe rechnen. Je niedriger der Preis, desto größer die Frage nach Herkunft, Qualität und Zusammensetzung.
Auch mit begrenztem Budget lässt sich ein Hund gesund ernähren – mit hochwertigen Nassfuttern, gekochten Rationen oder einer ausgewogenen Frischfütterung.
Haltbarkeit – und was sie wirklich bedeutet
Trockenfutter verdankt seine lange Haltbarkeit den eingesetzten Konservierungsstoffen. Frisches Futter dagegen verdirbt schnell – wird aber auch von Fliegen geliebt. Ein einfaches Zeichen dafür, dass dort noch Leben enthalten ist.
Fazit
Ernährung ist Fürsorge – Ausdruck von Liebe, Verantwortung und Respekt.
Ein Hund verdient Nahrung, die Leben schenkt, nicht nur satt macht.
Es gibt viele Wege, Futter zu gestalten – individuell, hochwertig, naturbelassen.
Und jeder einzelne Weg, der näher an der Natur führt, ist ein Schritt in Richtung Gesundheit, Vitalität und Wohlbefinden – für ein langes, erfülltes Hundeleben.








